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Bester internationaler Jazz ...

Musik ist Gefühl 
 
Bester internationaler Jazz: Das AMC-Trio im Passauer Scharfrichterhaus 
 
Das wird kein Folkloreabend, so viel ist schon nach den ersten Takten klar. Für das AMC-Trio, das am Dienstagabend mit dem schwedischen Gitarristen Ulf Wakenius im Passauer Scharfrichterhaus spielte, ist die Herkunft aus dem ostslowakischen Prešov noch inspirierender Humus, sie machen ihn aber fruchtbar für Jazz von internationalem Rang. Es bleiben davon vor allem die Geschichten hinter den Liedern, ihr Gefühlsgehalt und die eine oder andere Melodielinie. Das ist für das Trio eine wesentliche Komponente - Kontrabassist Martin Marincák nimmt sich beinahe vor jedem Lied Zeit, dem Publikum die übersetzte Botschaft zu beschreiben - und vertieft die reibungslose Zusammenarbeit mit ihrem „Gast“-Solisten Wakenius. „Der spielt besser als John Scofield“, heißt es aus dem Publikum, aber auf Wakenius’ technischem Niveau kann es wohl kein besser oder schlechter mehr geben. Sein klarer, runder Klang erinnert tatsächlich entfernt an Scofield, doch auf seiner E-Gitarre spielt er den Jazz ungleich intensiver, zwingender. Keine Spielerei scheint ihm fremd: hochmotiviert und konzentriert stürzt er sich in die Stücke und schüttelt dabei ruhig seine Griffbrett-Wiesler und Modulationen aus dem Handgelenk. Während er sich in einem gewissen sportlichen Gestus manchmal fast selbst überholt, ist Musizieren für AMC vor allem eine gefühlsintensive Angelegenheit. Das pulsierende Schlagzeug von Stanislav Cvanciger, die leicht romantisierte Klanggebung von Pianist Peter Adamkovic geben etwa dem emanzipatorischen Basisgroove der „Komposition gegen die Unfreiheit und Unterjochung: Last Time Heros“ eine Kraft, der Wakenius noch durch das Doppeln des Leitmotivs den letzten Kick verleiht. Unter solchen Vorzeichen wird es für diese Kooperation sicher nicht bei diesem ersten Auftritt in Deutschland bleiben. Frank Müller pnp.de